Würzburg, 28. Mai 2025 – Es war eine Schulstunde der besonderen Art: Mit eindrucksvollen Liedern, berührenden Biografien und bewegenden Momenten tauchten die Schülerinnen der neunten und zehnten Klassen der Maria-Ward-Schule in ein Thema ein, das aktueller kaum sein könnte – den Widerstand von Frauen gegen das NS-Regime. Die Veranstaltung trug den Titel „Nie bereut – Frauen im Widerstand von 1933–1945“ und wurde von der Kabarettistin Birgit Süß konzipiert und mit einer Leichtigkeit aber auch der geforderten Ernsthaftigkeit durchgeführt.
Bereits zu Beginn war klar: Hier wird nicht nur Wissen vermittelt, hier wird Haltung gezeigt. Birgit Süß eröffnete die Veranstaltung mit dem Lied „Der Freiheit ein Stück näher“, das sofort eine Atmosphäre der Achtsamkeit und des Respekts schuf. Danach führte sie durch die Geschichten von fünf mutigen Frauen, die in einer der dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte nicht geschwiegen, sondern gehandelt haben.
Johanna Kirchner, eine Sozialdemokratin, die für ihre Überzeugung ihr Leben ließ. Auf sie folgte das provokante Protestlied „Küss die Faschisten“, das eindringlich den Mut und die Entschlossenheit dieser Frauen unterstrich. Danach wurde die außergewöhnliche Biografie der Adligen und Tierärztin Maria von Maltzan skizziert, die jüdische Bürgerinnen und Bürger in ihrer Wohnung versteckte.
Spätestens beim Widerstandslied „Bella ciao“, zu dem Birgit Süß den Text einblendete, war spürbar, wie sehr das Thema auch die jungen Zuhörerinnen erreichte – leise, fast schüchtern stimmten einige in den Refrain ein. Ein leiser, aber bedeutungsvoller Chor der Solidarität.
Es folgten Porträts von Erna Lugebiel, einer weniger bekannten, aber nicht minder mutigen Frau, sowie von Ilse Totzke, einer gebürtigen Würzburgerin, die wegen ihrer Unterstützung jüdischer Freundinnen in das Konzentrationslager Ravensbrück deportiert wurde. Diese Verbindung zur Heimatstadt machte ihre Geschichte für viele Schülerinnen besonders greifbar. Auch heute gibt es noch eine Straße in Würzburg, die nach ihr benannt ist.
Den Abschluss bildete das Schicksal von Hilde Coppi, Mitglied der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“, deren Mut und Aufopferung Birgit Süß mit einem klaren Appell verband: „Nie bereut.“
Im anschließenden Gespräch zeigten sich die Schülerinnen tief beeindruckt und wissbegierig. Viele wollten von Frau Süß erfahren, wie es zu diesem Projekt kam. Birgit Süß erklärte, dass es ihr ein Herzensanliegen sei: „Diese Geschichten leben nur weiter, wenn wir sie erzählen.“ Genau das sei auch der Grund, warum sie mit ihrem Programm bewusst Schulen besucht – um junge Menschen zu erreichen, bevor sie Geschichte als etwas Abgeschlossenes betrachten.
Gerade an der Maria-Ward-Schule, einer Mädchenschule, war diese Veranstaltung ein starkes Zeichen. Denn hier wurde nicht nur an mutige Frauen erinnert – hier wurde jungen Frauen gezeigt, dass auch sie heute eine Stimme haben, die zählt. Eine Stimme gegen Hass, gegen Ausgrenzung – für Mut, für Verantwortung und für Menschlichkeit.
Die Schülerinnen waren sich einig: Dieses Programm verdient ein größeres Publikum. Denn es erinnert nicht nur an die Vergangenheit – es inspiriert für die Zukunft.
Text und Fotos: A. Spindler