Maria Ward Schule Würzburg

Poesie für die Erinnerung: Unsere 8b beschenkt Demenzkranke mit Gedichten, angeleitet von einem preisgekrönten Poetry-Slammer

Die Spannung war groß unter den Schülerinnen unserer 8b, als es zum Caritas-Seniorenheim St.-Thekla ging. Ein Gedichte-Workshop mit einem bekannten Poetry-Slammer und eine anschließende Vorführung für Demenzkranke? So richtig vorstellen konnte sich wohl niemand, was die Klasse hier erwartete. Es sollte ein Vormittag werden, der den Schülerinnen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Lars Ruppel heißt der preisgekrönte Poetry-Slammer. Sein Zuhause ist aber nicht nur die Bühne vor großem Publikum, Ruppel hat ein Projekt, das sich „Weckworte“ nennt und mit dem er Schüler und Demenzkranke auf eine ganz besondere Art zusammenbringt: mit Reimen und Gedichten.

Die Aufregung Schülerinnen hatte sich rasch gelegt, als ihnen Lars Ruppel humorvoll und wortgewandt erzählte, wie er seine Liebe zur Dichtkunst entdeckte und letztlich zum Beruf machte. Dann waren die Schülerinnen am Zug.

Es entspannte sich ein etwa dreistündiger Workshop. Gedichte wurden eingeübt und um schauspielerische Einlagen erweitert. Gesten und Mimik wurden trainiert, Verse wurden mit rhythmischen Elementen unterlegt, Betonung wurde mit Bewegung verbunden. Gedichte wurden verkürzt oder um eigene Ideen ergänzt.

Dann kam der große Moment der Aufführung und der Begegnung mit den Seniorinnen und Senioren. Moderiert von Lars Ruppel trugen die Schülerinnen nun ihre Gedichte vor. Heinrich Heines „Loreley“ kämmte sich tatsächlich die Haare, während sich der Schiffer dramatisch näherte.

Schon war der Bann gebrochen und einige der Senioren begannen die „Loreley“ zu singen. „Mutters Hände“ von Kurt Tucholsky geriet zu einem berührenden Erlebnis. Reihum gab eine Schülerin den Senioren die Hand und formulierte spontan Strophen so um, wie sie ihr für die jeweilige Person passend erschien. Schillers „Lied von der Glocke“ oder „Dunkel war’s, der Mond schien helle“ eines unbekannten Verfassers sprachen viele der Demenzkranken zum Erstaunen der Schülerinnen auswendig mit. Es wurde im Rhythmus der Worte gemeinsam geklatscht und sich bewegt.

So wurde der Vormittag im St-Thekla-Heim für die alten Menschen ein Moment der Erinnerung und Lebensfreude. Unsere Schülerinnen hingegen erlebten nicht nur die Kraft der Worte, sondern lernten auch Lampenfieber wie Berührungsängste gleichermaßen zu überwinden.

Die Klasse 8b und Andreas Lösche

Fotos: Theresa Siedler / Caritas

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