Der Würzburger Künstler Wolfgang Lenz hätte im März 2025 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Ihm zu Ehren wurde eine besondere Ausstellung „Wolfgang Lenz – Phantastische Orte“ an drei Stationen geschaffen. Mit unseren „Kunst-Mädels“ (Wahlfach Kunst) haben wir zwei Würzburger Kunst-Hotspots besucht: das Martin von Wagner Museum und das Museum im Kulturspeicher. (Nicht besucht haben wir den Spiegelsaal der Würzburger Residenz.)
Als herausragend zeigten sich die zeichnerischen Fähigkeiten des Künstlers. Die dargestellten Stadtansichten und Landschaften schienen von Lenz bis ins kleinste Detail festgehalten worden zu sein. Die Schülerinnen waren besonders von einer grünen Pinnwand begeistert („Grünes Steckbrett“, 1982), die erst bei näherer Betrachtung als gemalt erkennbar war. Ebenso faszinierte das Kunstwerk „Zeichnung mit Ruine Maria della Salute hinter zerbrochener Glasscheibe“, das auf Wunsch des Künstlers nicht an der Wand hängend, sondern immer am Boden stehend präsentiert wird. Das Martin von Wagner Museum fügte passende Glasscherben hinzu, so dass der Eindruck einer tatsächlich gebrochenen (nicht gemalten) Glasscheibe zusätzlich verstärkt wurde.
Insbesondere die Gemälde von Wolfgang Lenz erklären die Zuordnung seiner Werke zum „Phantastischen Realismus“. Naturgetreu dargestellte Landschaften werden erweitert, verfremdet und mit Motiven ergänzt, die mit der Umgebung oft in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen. Bei einigen Bildern ist die Gesamtwirkung bedrohlich und düster.
Unser Kunstausflug war eine spannende Auseinandersetzung mit einer Stilrichtung, die im Schulalltag wenig im Fokus steht. Die Mädchen zeigten auch großes Interesse an der Geschichte Würzburgs, auf die sich das Bild „Zum 16. März 1945“ (1971) mit den Brückenheiligen der Alten Mainbrücke als Skelette bezieht. (Es handelt sich um eine bislang unbekannte Version zur Brandnacht einer privaten Auftraggeberin). Das ursprüngliche Gemälde „Würzburger Totentanz“ (1970), das anlässlich des 25-jährigen Gedenkens an die Zerstörung der Stadt Würzburg am 16.03.1945 entstand und damals als Poster Verbreitung fand, wird im Museum für Franken auf der Festung Marienberg verwahrt.
Wolfgang Lenz ist ein außergewöhnlicher Künstler unserer Stadt: neben seinen Zeichnungen und Gemälden rekonstruierte er das Spiegelkabinett der Residenz und schuf u.a. das 280 qm große Wandgemälde im Ratssaal des Würzburger Rathauses. Eine Unterrichtseinheit zu seinem Werk sollte in Würzburger Schulen eine
Selbstverständlichkeit werden.
Text und Fotos: M. Gehr